Während früher vor allem Zeugnisnoten, Schul- und Uni–bzw. Berufsausbildungsabschlüsse und erworbene Qualifikationen die ausschlaggebenden Faktoren bei der Einstellung eines Kandidaten waren, rücken heutzutage ganz andere Fähigkeiten vermehrt in den Vordergrund: die sogenannten Soft Skills. Das spiegelt sich auch in den Stellenausschreibungen wider. Kaum eine Stellenanzeige kommt heute noch ohne die Anforderungen Teamfähigkeit, hohe Eigeninitiative oder Kommunikationsfähigkeiten aus. Doch nicht immer sind diese Attribute leicht zu messen. Daher lohnt es sich für Recruiter und Unternehmen oftmals, einen genaueren Blick auf die Lebensläufe potenzieller Kandidaten zu werfen.
Was sind Hard Skills?
Als Hard Skills werden fachliche Fähigkeiten bezeichnet, welche z.B. im Rahmen der Berufs- und Hochschulausbildung, in Fortbildungen, Lehrgängen, Seminaren oder ähnlichem erworben werden. Neben Noten gehören dazu zum Beispiel auch Sprach- oder PowerPoint Kenntnisse.
Was sind Soft Skills?
Im Gegensatz zu Hard Skills umfassen Soft Skills persönliche, soziale und methodische Kompetenzen. Allerdings sind sie deutlich schwerer zu überprüfen als Hard Skills. Oftmals werden Soft Skills unterteilt in persönliche Werte (z.B. Fairness, Respekt, Verlässlichkeit), persönliche Eigenschaften (z.B. Gelassenheit, Geduld, Freundlichkeit), individuelle Fähigkeiten (z.B. Kritikfähigkeit, Zuhören, Begeisterungsfähigkeit) und soziale Kompetenzen (Umgang mit anderen Menschen: Teamfähigkeit, Empathie, Kommunikationsfähigkeit). Jedoch sind die Übergänge zwischen den verschiedenen Kategorien fließend, so dass kein Soft Skill ausschließlich einer Kategorie zugeordnet werden kann.
Was sind Beispiele für Soft Skills?
Beispiele für Soft Skills gibt es zahlreiche. Soft Skills, die vor allem für Beruf und Karriere wichtig sind, werden auch Business Skills genannt. Dazu gehören:
- Kommunikationsfähigkeit
- Charisma
- Belastbarkeit
- Empathie
- Flexibilität
- Interkulturelle Kompetenz
- Anpassungsfähigkeit
- Präsentationsstärke
- Teamfähigkeit
- Durchsetzungsvermögen
Wie erkenne ich die verschiedenen Skills?
Hard Skills sind meist relativ leicht für Unternehmen zu erkennen. So geben bereits die Noten auf dem Zeugnis Aufschluss, ob ein Kandidat seine Stärken eher in Mathematik, Deutsch oder Chemie hat. Auch Fremdsprachenkenntnisse können schnell abgeprüft werden, zum Beispiel durch einen spontanen Sprachenwechsel im Vorstellungsgespräch. Darüber hinaus zeigen Zertifikate z.B. über das Belegen von Excel-Kursen, Programmier-Kursen etc., welche fachlichen Fähigkeiten ein Kandidat vorzuweisen hat.
Schwieriger als das Herausfiltern der Hard Skills, ist das Erkennen von Soft Skills. Zwar kann ein Bewerbungsschreiben schon darüber Aufschluss geben, ob ein Kandidat kreativ ist und auch das Vorstellungsgespräch kann bereits zeigen, ob der Kandidat eher introvertiert oder extrovertiert ist, doch viele Soft Skills lassen sich nur schwer alleine durch ein Gespräch herausfinden, denn kaum einer würde über sich selbst sagen, dass er kein Team-Player oder nicht belastbar ist.
Daher lohnt sich für Unternehmen meist ein genauerer Blick auf den Lebenslauf. Auch wenn viele Kandidaten und Unternehmen Hobbies oder ehrenamtliche Tätigkeiten auf den ersten Blick vielleicht als nicht notwendig auf einem Lebenslauf empfinden, können diese wichtige Hinweise über Soft Skills bieten. Übt der Kandidat einen Teamsport aus? Dann ist vermutlich ein Teamplayer. Ist er vielleicht sogar Kapitän? Dann ist er es gewohnt, Verantwortung zu übernehmen und führungsstark. Spielt er ein Instrument? Dann handelt es sich wohl eher um einen kreativen Kandidaten.
Mache Unternehmen wollen es ganz genau wissen und herausfinden, welche Skills ihre Kandidaten mitbringen. Mögliche Hilfsmittel hierbei sind psychologische Tests und Assessment Center. Je nach Unternehmen und Position können die Assessment Center ganz verschieden aufgebaut sein. Von einfachen Kopfrechen Aufgaben bis hin zu der Bearbeitung von Case Studies alleine oder im Team ist alles denkbar. Dabei können sowohl Hard als auch Soft Skills abgefragt werden.
Ein neuer Recruiting Trend ist dabei die sogenannte Gamification. Statt auf eintönige Auswahlverfahren, setzen Recruiter hierbei auf ein spielerisch modernes Assessment Center, welches an Videospiele angelehnt ist. Jedoch ist dies noch ein Randphänomen. Laut Tim Weitzel, Professor für Wirtschaftsinformatik an der Uni Bamberg bieten momentan 2,5 % der Top 1.000 Unternehmen solche Recruitung Games an – Tendenz steigend. Positiver Nebeneffekt: Es werden nicht nur verschiedene Skills getestet, sondern es kann je nachdem auch noch ein Einblick ins Unternehmen gegeben und Werbung für das eigene Unternehmen gemacht werden.
Auch psychologische Tests sind in den Bewerbungsverfahren mittlerweile verbreitet. Der Beliebteste ist der Myers-Briggs-Typenindikator, bei dem Menschen in 16 verschiedene Persönlichkeitstypen eingeteilt werden. Das fand die Ruhr Universität Bochum in einer Umfrage unter 120 Unternehmen im Jahr 2016 heraus. Dahinter folgt das DISG-Modell, das vier Persönlichkeitstypen benennt, denen jeweils eine bestimmte Farbe zugeordnet ist. Wie aussagekräftig solche Tests sind, ist allerdings bis heute umstritten.
Zu beachten ist allerdings, dass Assessment Center einen großen Aufwand sowohl für Unternehmen als auch für die Kandidaten bedeuten. Daher sollte im Vorfeld genausten überlegt werden, ob ein umfangreiches Assessment Center für die ausgeschriebene Stelle tatsächlich notwendig ist oder ob vielleicht eine kleinere Aufgabe für die Kandidaten ausreicht, um zum Beispiel die Kreativität zu testen.
Welche Skills sind wichtiger?
Sowohl Hard Skills als auch Soft Skills haben ihre Bedeutung, allerdings lässt sich nicht sagen, dass eins von beidem wichtiger ist. Welche Fähigkeiten ein Mitarbeiter haben muss, hängt stark von der Position und der Unternehmenskultur ab. Daher sollten sich Unternehmen und Recruiter genau überlegen, welche Fähigkeiten für ein zu besetzendes Stellenprofil wichtig sind und worauf geachtet werden soll. Allerdings ist es in den meisten Fällen so, dass die fachliche Expertise, also die Hard Skills allein ohne die Soft Skills nicht ausreichen.